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Stadt Erftstadt

Lechenich / Konradsheim

Lechenich mit der Namensendung –ich, lateinisch –iacum, ist eine Siedlung aus römischer Zeit.

Um 200 nach Christus lag westlich der heutigen Altstadt im Gebiet der Erper Straße eine kleine Siedlung, die Lechenich den Namen gab. Von einen Matronenstein, der den Matronen Lanechiae (Fruchtbarkeitsgöttinnen) geweiht war und dem Namen des Stifters Jalechenius lässt sich der Name Lechenich ableiten.
Bereits in vorgeschichtlicher Zeit bestand am heutigen südlichen Ortsrand von Lechenich eine früheisenzeitliche Siedlung, die auf 700-500 vor Christus datiert wird. Etwa 18 Hausgrundrisse ließen sich rekonstruieren. Die Siedlung wurde bei der Erschließung des geplanten Wirtschaftsparks entdeckt.

Fränkische Grabfunde und Grabbeigaben belegen die „fränkische Landnahme“. Wahrscheinlich hat das alte Lachnechiacum weiter bestanden. Sonst ist es kaum zu erklären, dass der Name auf die fränkische Siedlung übertragen wurde, die in mittelalterlichen Quellen Lachnich oder Lechnich genannt wird.

Um 650 war der fränkische Herrenhof oder Fronhof im Besitz des Kölner Bischofs Kunibert. Die Kölner Erzbischöfe bauten in den folgenden Jahrhunderten den Herrenhof in Lechenich zu einer Turmhügelburg, einer Motte, aus, die von Wassergräben geschützt war. Nach ihrer Zerstörung wurde eine mächtige von Wassergräben umgebene Burg (Wohnturm) erbaut. Um die Burg hatte sich eine kleine Siedlung entwickelt, zu der auch eine Kirche gehörte. Die Pfarre Lechenich wird erstmals 1155 in einer Handschrift des Klosters Deutz genannt. Im Jahre 1138, der ersten datierten Erwähnung Lechenichs, wird der erzbischöfliche Hof als curia, Verwaltungssitz, bezeichnet.

Bis ins 13. Jahrhundert kam es zu Territorialkämpfen zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Grafen von Jülich, in denen der Burg in Lechenich große Bedeutung zukam.

Die Kölner Erzbischöfe versuchten wie andere Landesherren ein zusammenhängendes Territorium zu schaffen, das in Ämter eingeteilt war und von Beamten verwaltet wurde. Nachdem Erzbischof Philipp von Heinsberg 1185 die Vögte, die Verwaltung und Rechtsprechung als Lehen innehatten, abgelöst hatte, ersetzte er sie durch erzbischöfliche Beamte. Ein Schultheiß, 1190 erstmals genannt, übernahm mit den Schöffen Verwaltung und Rechtsprechung in der Burg zu Lechenich.

An der Fernstraße Bonn- Aachen war in der Umgebung des heutigen Marktes eine Siedlung entstanden, deren Bewohner dem Stift St. Aposteln in Köln, das in Lechenich einen Fronhof sowie weitere Rechte und Einkünfte besaß, zinspflichtig waren. Nachdem es Erzbischof Konrad von Hochstaden 1256 gelungen war, bei einem Gütertausch mit St. Aposteln alle Gerichtsrechte in Lechenich und die Häuser am Markt an sich zu bringen, begann er mit dem Bau einer planmäßig angelegten Stadt, deren Zentrum die Marktsiedlung war. 

Die Lage an der Fernstraße Bonn-Aachen und zwischen zwei Bächen war dazu bestens geeignet. Die relativ kleine Stadt wurde durch hohe Mauern und Wassergräben geschützt. Sie wurden vom damals noch stark fließenden Mühlenbach gespeist und hatten einen Abfluss in den Rotbach. Der Zugang in die Stadt war nur durch zwei Stadttore möglich. 1271 war die Verlegung der Burgsiedlung in die Stadt weitgehend abgeschlossen. Auch eine neue Kirche war in der Nähe des Marktes erbaut worden.

Erzbischof Siegfried von Westerburg verlieh Lechenich am 15. September 1279 städtische Privilegien. Die wichtigsten waren das Recht, sieben Schöffen zu wählen, ein Jahrmarkt an St. Remigius (1. Oktober) sowie ein Wochenmarkt an jedem Dienstag, die Einkünfte aus der Akzise genannten Warensteuer und das Bürgeraufnahmegeld, das jeder zahlen musste, der sich in Lechenich niederließ und das Bürgerrecht erwerben wollte.

Die Stadtgründung ging eindeutig vom Landesherrn aus, der auch mit der Verleihung der Stadtrechte seine Macht behielt. Der Amtmann, der die vorgeschlagenen Schöffen, später auch die Ratsmitglieder bestätigte und Anweisungen gab, blieb für die Stadt maßgebend. 1450 wird erstmals ein Bürgermeister, 1476 ein Stadtrat, 1590 ein Rathaus als Bürgerhaus genannt.

Die noch im Bau befindliche Stadt wurde 1301 zusammen mit der Burg in einer Auseinan-dersetzung des Erzbischofs mit dem König auf dessen Befehl vom Grafen von Jülich und seinen Verbündeten zerstört. Die Mauern und Tore wurden nach 1306 wieder aufgebaut.

Im Jahre 1306 begann der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg (1306-1332) mit dem Neubau einer Burg der Nordostecke der heutigen Stadt. Als Festungsstadt bildeten Burg und Stadt eine Einheit. In zahlreichen Urkunden und Berichten heißt es stets „Burg und Stadt Lechenich“ oder „Schloss und Stadt Lechenich“, doch bildete die Burg noch einmal eine Festung in der Festung mit den sie umschließenden Wassergräben.

Der Wohnturm, auch als Bergfried bezeichnet, wurde etwa zwischen 1306 und 1317 errichtet. Das Hochschloss wurde unter Erzbischof Walram von Jülich (1332-1349) als Residenz gebaut und unter seinem Nachfolger Wilhelm von Gennep (1349-1362) vollendet. Das Schloss gehörte zu den bevorzugten Aufenthaltsorten des Erzbischofs Walram von Jülich. Auch in den Landfriedensverhandlungen der Landesherren „Zwischen Maas und Rhein“ in den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts spielte Lechenich als Verhandlungsort eine große Rolle.

Das Amtshaus der Vorburg war Jahrhunderte lang Wohnung des Amtmanns sowie Verwaltungssitz und Gerichtsort. Hier fanden von 1626 bis 1630 zahlreiche  Hexenprozesse statt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Amtshaus zur Kellnerei, in welcher der Oberkellner seine Wohnung hatte.

Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte waren Menschen nach Lechenich gezogen. Dagegen verzogen Lechenicher in andere Orte, vor allem nach Köln, so dass sich die Zahl der Einwohner insgesamt nicht sehr vergrößerte und alle innerhalb der Mauern Platz fanden. Nur die beiden Mühlen, die 1293 genannte „obere Mühle“, die neben der 1301 zerstörten erzbischöflichen Burg lag, und die ebenfalls genannte „unteren Mühle“ lagen außerhalb der Stadtmauern. Nachfolgerin der „oberen Mühle“ ist die heutige „Oebelsmühle“, der „unteren Mühle“ die „Heinensmühle“. Ein vom Rotbach (heute Mühlenbach genannter) abgeleiteter Bach, der durch die Stadt floss, speiste den Marktbrunnen, aus dem die Einwohner ihr Trinkwasser schöpften. In späteren Jahrhunderten benutzten die Einwohner einen zweiten Brunnen, dem durch eine Rinne Wasser aus dem Stadtweiher zugeführt wurde.

Im 16. Jahrhundert war die Lepra weit verbreitet. Die Stadt Lechenich hatte zu der Zeit ein Siechenhaus. Es lag außerhalb der Stadt nicht weit vom heutigen Römerhof entfernt in der Nähe der Straße Köln-Zülpich, der alten Römerstraße.

Lechenich wurde in kriegerischen Auseinandersetzungen wegen seiner strategisch wichtigen Bedeutung als Festungsstadt mehrmals belagert und eingenommen (1583, 1673).
1642 gelang es den Belagerern nicht, das Schloss einzunehmen, doch hatte die Stadt große Schäden erlitten. Nach der Sprengung der Stadtmauern durch die abziehenden Belagerer blieben nur Teile erhalten, die bei der neuen Waffentechnik keinen Schutz mehr boten. An der Innenseite der Mauer ließ der Stadtrat kleine Häuser, Wallhäuser genannt, bauen und verpachtete sie. Im Laufe der Zeit wurden sie verkauft. Die Häuser sind durch Umbauten und Aufstockung stark verändert und kaum noch als ehemalige Wallhäuser zu erkennen.

Im 18. Jahrhunderts verunsicherten Überfälle von organisierten Banden und „Diebesgesin-del“ die Bevölkerung. Um sie zu bekämpfen, richtete Kurfürst Clemens August 1751 eine berittene Polizeitruppe ein, „ Husarenkompanie“ genannt, die seit 1754 ihr Standquartier in Lechenich hatte. Seit 1765 war die berittene Landgendarmerie im heutigen „Husarenquartier“ untergebracht. Sie blieb in Lechenich bis zum Einmarsch der französischen Truppen 1794.

Stadtbrände haben die Bevölkerung mehrmals schwer getroffen. Beim Abzug der Belagerer 1642 war es Brandstiftung, ebenfalls 1689, als auch das Schloss in Brand gesteckt wurde. Bei den Stadtbränden von 1702, 1722 und 1744 waren die Stroh gedeckten Fachwerkhäuser die Brandursache. Nach dem Brand von 1744 wurde der Neubau einer Kirche zwingend not-wendig. Sie wurde von 1746-1749 als barocke Hallenkirche erbaut. Auch ein neues Rathaus wurde 1752 wurde auf dem Marktplatz gebaut.Lechenich blieb bis zum Ende Kurkölns Verwaltungs- und Gerichtszentrale des Amtes Lechenich.

Unter französischer Verwaltung 1794-1814 wurden die alten Strukturen beseitigt. Bei der Neuordnung der Gerichte 1798 erhielt Lechenich ein Friedensgericht für kleine Rechtsfälle. Für Kriminalfälle war das Gericht in Bonn zuständig. Das Friedensgericht war bis 1879 im Obergeschoss des Rathauses untergebraucht.

1800 wurde Lechenich mit seinen Vororten eine Mairie und Sitz der Verwaltung im Kanton Lechenich.

1802 wurden Klöster und Stifte aufgehoben, darunter in Lechenich das Franziskanerkloster, das seit 1649 in Lechenich bestanden hatte. Der geistliche Besitz wurde in der Säkularisation (Aufhebung geistlicher Herrschaft und Institutionen sowie Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon) beschlagnahmt und zwischen 1803 und 1809 verkauft. Auch das kurfürstliche Schloss mit allen Gebäuden wurde verkauft.

Der Wiener Kongress 1815 brachte die Rheinlande an Preußen. 1816 erfolgte die Einteilung der Rheinprovinz in Regierungsbezirke und Kreise. Lechenich wurde Kreisstadt des Kreises Lechenich, zu dem die ehemaligen Kantone Lechenich und Zülpich gehörten. Der erste Landrat Bärsch suchte vergebens nach geeigneten Verwaltungsgebäuden. Die Franziskanerkirche und ein Teil der Klostergebäude waren abgerissen worden. Es blieb nur das ehemalige Husarenquartier als Landratsamt. Unter Landrat Bilefeldt wurde die Kreisverwaltung 1827 nach Euskirchen verlegt. Seit der Neueinteilung der Kreise 1975 gehört die Stadt Erftstadt zum Erftkreis, heute Rhein-Erft-Kreis.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich die mittelalterliche Anlage der Stadt kaum verändert. Die beiden Stadttore, die noch mit der Stadtmauer verbunden waren, bildeten wie eh und je den einzigen Zugang in die Stadt.

In den folgenden Jahrzehnten gab es große Veränderungen. 1854 wurden die Reste der Stadtmauer an der Frenzenstraße abgebrochen und die Bezirksstraße Neuss-Kerpen nach Lechenich durch die Maueröffnung geführt. 1857 wurde die Stadtmauer an der Klosterstraße durchbrochen und die Straße Lechenich-Derkum-(Euskirchen) durch die Klosterstraße und weiter nach Ahrem gebaut. Ähnliches geschah 1901 beim Ausbau der Luxemburger Straße, als die Tore durch Abbruch des Pförtnerhauses und des Spritzenhauses seitlich freigelegt wurden.

Bedeutende Bauten wurden im neugotischen Stil restauriert oder gebaut. Die Stadttore, deren obere Teile seit 1642 zerstört waren, wurden restauriert, Der Oberbau des Bonner Tores erhielt bei der Restaurierung 1853 einen Zinnenkranz wie die Schlosstürme, das Herriger Tor erhielt beim Wiederaufbau nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Zwirner 1862 einen Treppengiebel. 1862 wurde das jetzige Rathaus nach Plänen von Dombaumeister Zwirner im neugotischen Stil erbaut. Die Pfarrkirche wurde neugotisiert. Auch Haus Kretz am Markt ist im neugotischen Stil erbaut.

Im Bonner Tor wurden 1853 Arrestzellen eingerichtet, die bis zum Neubau des Amtsgerichtes mit Gefängnisgebäude benutzt wurden.

Als bekannt wurde, dass die Reichsbahn eine Strecke nach Euskirchen plante, bemühte sich der Gemeinderat um einen Bahnanschluss. Der Antrag des Gemeinderates, die Strecke über Lechenich zu verlegen, blieb erfolglos. Durch den fehlenden Anschluss an die Reichbahn ist die industrielle Entwicklung an Lechenich vorbei gegangen. In Lechenich begrüßte man daher den Bau der Kleinbahn Euskirchen-Liblar über Lechenich, die seit 1895 nicht nur Güter transportierte, sondern auch den Personenverkehr übernahm. Das Amtsgericht betonte Lechenichs zentrale Stellung im Nordkreis Euskirchen. Nach der Umwandlung der Friedensgerichte in Amtsgerichte war das Amtsgericht 1879 nach Euskirchen verlegt worden. Am 1. Juli 1897 wurde auf Antrag Lechenichs wieder ein Amtsgericht eingerichtet, weil Lechenich Zentrum von fünf Bürgermeistereien war.

Zwischen 1899 und 1901 wurden alle Vororte von Lechenich aus, das seit 1877 einen Telegrafenanschluss besaß, an das Telegrafennetz angeschlossen.

Lechenich erhielt 1902 eine Wasserleitung, die von Brühl über Liblar nach Lechenich führte. Die Bürger brauchten ihr Wasser nicht mehr aus Pumpen zu holen, die sich an mehreren Stellen im Ort befanden.

Ein weiterer technischer Fortschritt war 1910 der Anschluss an die Elektrizität, durch den seit 1912 alle Haushalte mit elektrischem Strom versorgt wurden.

1931 wurde an der Erper Straße ein Schwimmbad eröffnet. Das Bad, das 1956 geschlossen wurde, war eines der frühesten Bäder im Kreise Euskirchen.

Lechenich, das seit 1943 das Recht hatte, aus historischen Gründen die Bezeichnung „Stadt Lechenich“ zu führen, blieb bis zu Beginn der 1960er Jahre landwirtschaftlich orientiert. Die 1899 gegründete Molkerei und die 1913 gegründete Krautfabrik Patria, die 1914 ihren Betrieb aufnahm, zeugten von der landwirtschaftlichen Prägung. Allerdings arbeiteten auch viele Einwohner in den nahe gelegenen Braunkohlegruben.

Lechenich hat eine lange jüdische Tradition, die nachweislich bis ins 13. Jahrhundert zurück-reicht. Als sich im 19. Jahrhundert die jüdische Gemeinde stark vergrößerte, wurde 1886 eine neue Synagoge gebaut. Zur Synagogengemeinde gehörte auch Baron Bleichröder, der Besitzer des Schlosses und Gründer des Gestüts Römerhof. Am 10. November 1938 wurde die Synagoge in der Judenstraße in Brand gesteckt, die jüdischen Geschäfte und Wohnungen demoliert. Die in Lechenich noch lebenden jüdischen Familien, die nicht ausgewandert waren, wurden zunächst in einem Judenhaus in Lechenich in der Bonner Straße untergebracht, dann nach Gymnich oder Friesheim in die Judenhäuser verlegt und von dort 1942 deportiert. Die meisten kamen in den Vernichtungslagern ums Leben.

In den 1960er Jahren sind außerhalb des alten Stadtzentrums in mehreren Bauabschnitten Schulneubauten für Volksschule und Gymnasium am Amselweg/Dr.-Fieger-Straße entstanden. Das alte Volksschulgebäude von 1869 in der Frenzenstraße wurde wie auch das Gebäude der Höheren Schule von 1905 in der heutigen Franz-Busbach-Straße abgerissen.

Am Kölner Ring wurde auch ein Freibad eingerichtet und eine Schwimmhalle, die mit den Gebäuden des Gymnasiums verbunden ist. Nach der Schulreform 1968 wurden neue Grundschulen am Kölner Ring und in der Südstadt gebaut. 1974 wurden das Schulzentrum mit Hauptschule und Gymnasium durch eine Realschule vervollständigt.

Für die evangelischen Christen wurde 1966 eine Kirche mit Gemeinderäumen gebaut. 1979 entstand das katholische Pfarrzentrum St. Kilian. Viele ökumenische Veranstaltungen finden in der heutigen Zeit in Lechenich statt.

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Lechenich blieb mit den Vororten als Gemeinde und Bürgermeisterei bzw. als Amt auch nach der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen 1946 bis zur Bildung der Stadt Erftstadt bestehen. Nach einem Beschluss der Landesregierung wurden 1969 kleinere Verwaltungen zu wenigen großen Verwaltungseinheiten zusammenzufassen. Im Nordkreis Euskirchen bildeten die Stadt und das Amt Lechenich, das Amt Liblar, das Amt Friesheim und das Amt Gymnich eine neue Verwaltungseinheit, die den Kunstnamen Erftstadt erhielt. Eine neue Verwaltungs- und Dienstleistungszentrale entstand auf Liblarer Seite am Holzdamm. Einige Ämter der Stadtverwaltung Erftstadt sind noch in Lechenich untergebracht. Durch einen Beschluss des Landtages erfolgte 1983 die Auflösung des Lechenicher Amtsgerichtes und die Zuweisung an das Amtsgericht Brühl. Die Auflösung des Amtsgerichtes ist verbunden mit dem Verlust einer bis ins 12. Jahrhundert bezeugten Gerichtstradition. Lediglich ein Notar blieb in Lechenich.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Lechenich eine starken Bevölkerungszuwachs durch Heimatvertriebene, denen Bauland zur Verfügung gestellt wurde. Damals entstanden die ersten kleinen Wohnsiedlungen am Ortsrand. Der größte Zuwachs erfolgte in den Jahren nach der kommunalen Verwaltungsreform. Neue Wohngebiete sind um den alten Stadtkern auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen entstanden. Lechenich hat seine landwirtschaftliche Prägung völlig verloren. Im Westen Lechenichs ist eine Solarsiedlung mit etwa 50 Wohneinheiten entstanden.

Neubürger kamen überwiegend aus allen Gegenden Deutschlands, doch auch Zuwanderer aus nicht EU-Staaten wohnen inzwischen in Lechenich. Viele Bürger fanden die alte Stadt sehr anziehend und ein Angebot, das ihren Bedürfnissen entsprach. Für Pendler, Männer und Frauen, war die Verkehrsanbindung zu den Arbeitsplätzen in Köln oder in der Umgebung sehr geeignet. Familien mit Kindern entschieden sich wegen des günstigen Schulangebotes für den Wohnort Lechenich.

Am südlichen Ortsrand von Lechenich in Richtung Liblar ist ein Gewerbegebiet entstanden. Es soll ergänzt werden durch einen Wirtschaftspark, der ummittelbar an die Autobahnen A1 und A61 angebunden ist und mit direkter Verbindung zur Bundesstraße 265n. Für Unternehmen werden dort ca. 35 Hektar gewerbliche Baufläche zur Verfügung gestellt.

Seitdem die Altstadt durch die Ortsumgehungsstraße, die im Dezember 2002 für den Verkehr freigegeben worden ist, vom Durchgangsverkehr entlastet ist, werden Pläne zu einer Umgestaltung der Altstadt „Von Tor zu Tor“ zur Attraktivitätssteigerung diskutiert.

Der mehrmals ungestaltete Marktplatz hat seine alte Funktion durch einen regelmäßig stattfindenden Wochenmarkt wieder erhalten. Auch das Bürgerfest der Bürgergesellschaft und der Weihnachtsmarkt der AHAG (Aktionsgemeinschaft Handel und Gewerbe, ein Zusammenschluss der Lechenicher Gewerbetreibenden) finden auf dem Marktplatz statt.

In Lechenich gibt es zahlreiche Vereine, die im gesellschaftlichen Leben eine Rolle spielen. Die Schützenbruderschaft, der Männergesangverein, der Gartenbauverein und die freiwillige Feuerwehr sind die ältesten. Die bis dahin dominierenden alten Lechenicher Familien wurden größtenteils in vielen Vereinen, im Stadtrat und in den Pfarrgemeinden durch Bürger abgelöst, die in den letzten Jahrzehnten nach Lechenich gezogen sind.

Hatte Lechenich 1801 etwa 1.030 Einwohner, so waren es vor dem Zweiten Weltkrieg 3.900. Im Jahre 1965 war die Einwohnerzahl auf etwa 5.500 gewachsen. Heute hat Lechenich (ohne Konradsheim) etwa 11.350 Einwohner (Stand 2018), von denen mehr als die Hälfte nach der kommunalen Verwaltungsreform nach Lechenich gezogen ist.

Konradsheim

Der Ort Konradsheim ist wie die übrigen -heim Orte eine fränkische Gründung, die Siedlung eines Mannes, der wahrscheinlich Kunrich hieß.
Mehrere römische Trümmerstellen und gefundene Keramikreste belegen eine Besiedlung in römischer Zeit. 1994 entdeckten Archäologen wesentlich ältere Siedlungsspuren, die nach den gefundenen Keramikresten in die Zeit der Bandkeramiker datiert wird.

Bei der ersten schriftlichen Erwähnung in einer Handschrift des Klosters Deutz, die um 1155 entstanden ist, wird Konradsheim als „Cunresheim“ genannt.

Die Konradsheimer gehörten zur Bürgerschaft der Stadt Lechenich. Sie wurden als Außenbürger bezeichnet, weil sie außerhalb der Stadtmauern wohnten. Fast alle waren Kleinbauern, die Grundpachten und Zehnten sowie landesherrliche Steuern entrichten mussten.


1642 wurde Konradsheim beim Abzug der Belagerer Lechenichs in Brand gesteckt. In Konradsheim gab mehrere Höfe im Besitz adeliger Familien. Einen Hof besaß das Kloster Marienforst. An den Hof der Familie Quad erinnert noch heute der Straßenname „Qualenberg“, eine Fehldeutung der Flurbezeichnung „Quadenberg“. Die Höfe sind im Laufe der Zeit verkauft worden.

Die Burg Konradsheim hatte Ritter Arnold von Buschfeld 1337 erbaut. Nach Arnold von Buschfeld hatte die Burg viele Besitzer. Im 19. Jahrhundert war sie sehr zerfallen. 1938 kaufte die Provinzialverwaltung (heute Landschaftsverband) die Burg. 1960 wurde sie restauriert und 1976 an die Familie Neisse verkauft, die 1967 den Burghof erworben hatte.

Durch den Bau der Straße Neuss-Kerpen-Lechenich 1854 erhielt Konradsheim bessere Verbindung zu anderen Orten. Seit der Eröffnung eines Postbusverkehrs 1924 von Köln nach Gymnich über Lechenich und zurück war Konradsheim an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen.

In Konradsheim haben sich mehrere Gewerbebetriebe niedergelassen. Auch zwei neue Baugebiete mit insgesamt 40 Häusern sind entstanden. Konradsheim hat heute (2018) etwa 390 Einwohner.

Auf dem Ackerland um die Burg wurde ein Golfplatz angelegt, der Konradsheim überregional bekannt machte. Außer durch die Burg und den Golfplatz ist Konradsheim durch den Erdbeerhof Schumacher bekannt geworden. Erdbeeren von den eigenen Feldern werden im Hofladen und auch weit über Erftstadt hinaus verkauft.

Heddinghoven

Heddinghoven wurde schon vor der kommunalen Verwaltungsreform zu Lechenich gezählt. Durch den Lechenicher Friedhof, der in Heddinghoven liegt, ist Heddinghoven eng mit Lechenich verbunden. Die Zeit der Gründung dieses -inghoven Ortes ist unbekannt. Es gibt Vermutungen, dass Heddinghoven als Siedlung auf Königsgut entstanden ist, auf dem eine Eigenkirche errichtet wurde. Heddinghoven, das ebenfalls um 1155 in einer Handschrift des Klosters Deutz als „Heddinchoven“ bezeichnet wird, hat sich nicht zu einem Dorf entwickelt.

Es ist nicht bekannt, wie lange die Ritter, die sich von Heddinghoven nannten, dort gelebt haben. Der um 1260 genannte Ritter Wilhelm von Heddinghoven lebte nicht dort. Um 1440/1450 besaß die Familie Brent von Vernich in Heddinghoven, auch Heddekoven oder Hettekoven genannt, eine Hofstatt mit Dämmen und Weihern. Es könnte sein, dass die Familie Brent von Vernich die Hofstatt des Johann Keris von Konradsheim zu Heddinghoven, der um 1440/50 gestorben ist, übernommen hat. 1660 gab es in Heddinghoven nur die Kapelle und ein Haus, das zu Konradsheim gerechnet wurde.

Am Rotbach (heute Mühlenbach genannt) wurden mehrmals Schleifmühlen errichtet, die zur Gemarkung Heddinghoven gezählt wurden. Der Straßenname „An der Schleifmühle“ erinnert noch daran.

1805 wurde eine Ölmühle errichtet, die Jahrzehnte später als Getreidemühle umgebaut wurde. Nach dem Verkauf der „Weltersmühle“ an einen Architekten wurden Wohnhaus und Mühlengebäude zu Wohnzwecken restauriert und die Scheune nach der Restaurierung zu Büroräumen umgebaut.

Die Kapelle in Heddinghoven gehört zu den ältesten Kirchen Erftstadts. Teile ihrer Mauern mit römischem Baumaterial stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die Filialkirche von Leche-nich war Jahrhunderte lang Pfarrkirche für Konradsheim und Blessem. Eine dringend notwendige Sanierung der Friedhofskapelle, die sich im Besitz der Stadt Erftstadt befindet, er-folgte zwischen 2001 und 2004. Mit Unterstützung von Lechenicher Architekten und durch großzügige Spenden der Bürger war es möglich, die Sanierung durchzuführen und abzuschließen, so dass der Erhalt der für die Geschichte der Stadt bedeutenden Kapelle auf Dauer gesichert ist.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichten „Lechenich und Konradsheim“ von Hanna Stommel in: „Denkmäler in Erftstadt“ von Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel. Aktualisiert 2007)

Wappenbegründung:
In blauem Feld eine silberne Kirche mit rotem Dach auf Turm und Langhaus; vor der Kirche eine niedrige rote Zinnenmauer. Am Turn hängt an einer schwarzen Stange mit silbernem Haken ein silberner Schild, darin ein schwarzes Kreuz. Im rechten Obereck ein zunehmender goldener Halbmond, im linken Obereck ein goldener Stern.

Erläuterungen und Hinweise

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