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Stadt Erftstadt

Köttingen

Köttingen ist wie die Orte, die mit –heim und –dorf enden, in fränkischer Zeit gegründet worden.

Der Name, der im Westen Deutschlands mehrmals vorkommt, ist nicht eindeutig zu klären.

Der Ort wird 1166 erstmals genannt. Köttingen gehörte zur Honschaft und Pfarre Liblar im Amte Lechenich, nach 1630 zur Unterherrschaft Liblar. Das Stift Dietkirchen hatte mehrere Lehnshöfe in Köttingen. Die Höfe im geistlichen Besitz wurden in der Säkularisation ((Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon)) verkauft. Die meisten Einwohner waren Kleinbauern oder Tagelöhner, die nur wenige Parzellen Land bewirtschafteten. Der Gemeindebroich war schon um 1770 fast vollständig im Besitz der Grafen Wolff Metternich.

In den Kriegen des 17. Jahrhunderts hat Köttingen sowohl 1642 bei der Belagerung Lechenichs als auch 1672 große Schäden durch Brandstiftung erlitten.

Seit der Neuordnung der Verwaltung in der Zeit der französischen Herrschaft im Jahre 1800 gehörte Köttingen bis zur kommunalen Verwaltungsreform 1969 zur Gemeinde Liblar.

1911 erhielt Köttingen eine Wasserleitung, einige Jahre später Anschluss ans Stromnetz. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts scheint man mit dem Braunkohleabbau in kleinen Mengen begonnen zu haben, denn 1630 wird eine „Klautentrettersche“ aus Köttingen genannt. Im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten viele Eigentümer kleine Kaulen, die sie von Arbeitern ausbeuten ließen. Nachdem das Bergwerkgesetz von 1810 nur noch dem Abbau mit staatlicher Konzession erlaubte, verschwanden die kleinem privaten Kaulen. 1824 wurde die Konzession für die Grube „Concordia“ in erteilt, die als „Concordia Liblar“ seit 1898 den Abbau der Braunkohle industriell betrieb und die Braunkohle zu Brikett presste. Die Einwohner Köttingens fanden sowohl in Liblar als auch in Kierdorf und Knapsack Arbeit im Braunkohlebergbau.

Als der Braunkohlebedarf des RWE, der zur Stromerzeugung gebraucht wurde, stark anstieg, wurden Bergarbeiter in wirtschaftliche schwachen Gegenden wie der Eifel, der Pfalz und dem Bayrischer Wald angeworben und in Köttingen angesiedelt. In den Jahren von 1921 bis 1923 baute die Wohnungsbaugesellschaft für das rheinische Braunkohlerevier eine großflächige zusammenhängende Gartenstadt-Siedlung für die Bergarbeiter. Sie umfasst sieben Straßenzeilen mit unterschiedlichen Haustypen, verputzt oder in Klinkerbauweise. Mittelpunkt der neuen Siedlung war der Kirchplatz mit Kirche, Schule und einem Lebensmittelgeschäft. Die Häuser hatten alle einen kleinen Stall zur Viehhaltung, einen umzäunten Vorgarten und einen Nutzgarten. 1954 verkaufte die Wohnungsbaugesellschaft die Grundstücke und die Häuser an die Bewohner. Heute sind die Häuser durch Umbauten sehr verändert und aus den früheren Ställen sind Garagen geworden.

Die neuen Einwohner lebten ihr eigenes Leben, gründeten ihre eigenen Vereine , sogar einen Bayernverein, und waren politisch anders eingestellt als die alten Einwohner. In dem Arbeiterdorf war über die Hälfte der Einwohner „links“ orientiert. Es dauerte bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, bevor die Vorbehalte zwischen alter und neuer Bevölkerung und das gegenseitige Misstrauen abgebaut waren.

Köttingen erhielt in der neuen Siedlung eine eigene Kirche, deren Grundstein 1922 wurde der Grundstein gelegt wurde. Wegen der Inflation konnte sie erst 1924 fertig gestellt werden. Bis dahin gab es in Köttingen lediglich die 1840-1841 erbaute St. Anna Kapelle, in der jedoch nur gelegentlich Gottesdienst stattfand. Die neue Kirche, die 1942 bei einem Luftangriff getroffen wurde und ausbrannte, konnte bis 1948 wiederhergestellt werden.

Wegen der gestiegenen Einwohnerzahl wurde 1923 eine neue Schule gegenüber der Kirche gebaut, welche die alte Schule von 1889 ablöste. Bei der Schulreform 1968 blieb die Grundschule zunächst in Köttingen, sie wurde jedoch 1978 aufgelöst und die Schüler der Grundschule in Kierdorf zugewiesen. In der ehemaligen Köttinger Schule befindet sich heute das Kinder-Jugend- Bürgerzentrum der Stadt Erftstadt.

Durch ein neu entstandenes Gewerbegebiet zur Ansiedlung mittelständischer Unternehmen wurden die freien Flächen zwischen Liblar und Köttingen erschlossen.

Köttingen ist der Ort, der in Erftstadt das größte Wachstum aufweist. Köttingen hatte 1799 nur 115 Einwohner, 1910 waren es 400, die wegen der Arbeit in der Braunkohleindustrie zugezogen waren. 1930 war die Zahl auf fast 1700 gestiegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden über 200 Heimatvertriebene aufgenommen, doch der eigentliche Zuzug geschah seit den 1960er Jahren, vor allem in den letzten Jahrzehnten. Südlich der May-Werke sind neue Wohngebiete entstanden. Hatte Köttingen vor der kommunalen Verwaltungsreform etwa 2.300 Einwohner, so sind es heute etwa 3.650 (Stand 2018) Einwohner.

Weit über Köttingen hinaus ist der Ort durch die Maywerke bekannt, bei der viele Erftstädter arbeiten. Der Firmengründer Peter May begann 1922 mit einem Lebensmittelgeschäft, das er 1924 in Köttingen zu einem Lebensmittelgroßhandel ausbaute. 1955 wurden die May Werke gegründet, die Kondensmilch in Dosen herstellten sowie seit den 1980er Jahren weitere Milchprodukte wie Kaffeesahne und Sprühsahne produzierten. Seit 1992 kooperiert die Molkereigenossenschaft Eifelperle Milch eG mit den Maywerken. Die Molkereigenossenschaft übernahm die Produktion, die Maywerke den Vertrieb. 1995 wurde das Unternehmen neu organisiert. Die May Werke gehören zur May Unternehmensgruppe mit sieben selbstständigen Unternehmen unter Führung der May Holding GmbH & Co. KG. Der Schwerpunkt der Produktion liegt im Köttinger Werk bei der Herstellung alkoholfreier Getränke, Spirituosen sowie Verpackungen aus Weißblech. Auf dem Betriebsgelände wurde eine Mineralwasserquelle erschlossen, deren Wasser seit 2006 in Köttingen aufbereitet und in Plastikflaschen abgefüllt wird. Das Mineralwasser wird unter dem Namen „Fiorelino“ von Discountern verkauft.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Köttingen“ von Hanna Stommel/Frank Bartsch in: „Denkmäler in Erftstadt“ von Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel. Aktualisiert 2007)

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