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Stadt Erftstadt

Friesheim

Die Herkunft des Ortsnamens ist bisher ungeklärt. Die Annahme, er würde sich von Frigbodesheim ableiten, ist mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen.

Sicher dagegen ist, dass die Endung -heim auf eine Gründung in fränkischer Zeit verweist. Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1147.

Luftaufnahmen von Kreisgräbern und archäologische Funde belegen, dass es in der jüngeren Eisenzeit, der Latenèzeit (um 500 vor Chr. bis um Christi Geburt) bei Friesheim bereits eine sesshafte Bevölkerung gab, die ihre Toten verbrannte. 1977 wurde eine Urne mit Leichenbrand geborgen.

Auch in römischer Zeit hat es Niederlassungen auf dem Gebiet der Gemarkung Friesheim gegeben hat. So wurden z.B. mehrere Töpferöfen unterhalb des Judenfriedhofs ausgegraben, die den Hinweis auf einen umfangreichen Töpfereibezirk geben. Ein gefundener Matronenstein, Gräber mit Grabbeigaben, Brandgräber sowie Keramiken und Ziegelreste belegen mehrere Siedlungen für diesen Zeitraum.

Von den Wehranlagen, "burgi" genannt, welche die Römer errichteten, um die Fernstraßen zu sichern, ist durch Luftaufnahmen ein solcher Burgus an der Straße Köln-Trier zwischen Erp und Friesheim in der Nähe des heutigen Hoverhofes bekannt geworden.

Hinweise auf die fränkische Landnahme und Besitz des fränkischen Königs sind das Martinuspatrozinium und die Flurbezeichnung „am Königsacker“.

In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gehörte die Villikation Friesheim (Höfeverband mit einem Haupthof, Fronhof genannt) einem Grafen Emundus, der aus einer Familien der karolingischen Reichsaristokratie stammte. Graf Emundus schenkte die Villikation Friesheim dem heiligen Petrus, d.h. der Kölner Kirche. An die Schenkung des Grafen Emundus, der im Kölner Dom beerdigt worden ist, erinnert noch heute eine Gedenkplatte an einem Pfeiler im linken Seitenschiff des Kölner Domes. Bei einer Güterteilung zwischen dem Erzbischof und dem Domkapitel (866) gelangte die Villikation an das Domkapitel. Der Haupthof in Friesheim verfügte bereits im frühen 12. Jahrhundert über eine Brauerei. Zum Fronhof gehörte eine Kirche, die 1308 erstmals genannt wird.

Das Domkapitel, das Friesheim als Unterherrschaft im Amte Lechenich besaß, setzte Vögte ein, die für den Schutz der Menschen sorgten und Recht sprachen. Seit dem 15. Jahrhundert wurden die Vögte durch Schultheißen abgelöst, die dem Gericht vorstanden und zusammen mit den Schöffen Recht sprachen. Die allgemeine Rechtsprechung fand im „Dinghaus“ statt, das 1428 genannt wir. Es stand „am Platz“ (heute Hubert-Vilz-Platz), wo Ende des 18. Jahrhunderts ein „Rathaus mit Gefängnis“ genannt wird.

Der heutige Ort Friesheim hat sich aus zwei voneinander getrennten Siedlungsschwerpunkten, dem Dorf Friesheim und dem Niederwich (heute noch im Straßennamen „Niederweg“ enthalten) entwickelt. Der Niederwich lag in etwa dort, wo sich heute die Burg Redinghoven befindet, während das eigentliche Zentrum Friesheim sich etwa im Bereich des heutigen Dorfplatzes befand. Bis ins 18. Jahrhundert umgaben das Dorf Friesheim Graben und Hecke als „Befestigungsanlagen“, die mit vier Toren bzw. Pforten (Portzen) versehen waren. Im Sprachgebrauch der Friesheimer ist heute noch die „Zülpicher Pforte“ überliefert.

In Friesheim gab es mehrere wasserumwehrte Burgen oder burgähnliche befestigte Adelshöfe. Die schon genannte Burg Redinghoven sowie die „Weiße Burg“, von der nur die Vorburg (Wirtschaftsgebäude) erhalten ist, sind noch mit Wassergräben umgeben. Nicht zu den alten Burgen gehören die 1727 errichteten Gebäude der so genannten „Krahesburg“, deren Wassergräben verfüllt sind. Sie erinnert an den ehemaligen Eigentümer Krahé, Schultheiß zu Friesheim. Auch der Hoverhof zwischen Friesheim und Erp war einst eine befestigte Wasserburg. Darüber hinaus gibt es schriftliche Nachweise für die „Wymarsburg“, deren Gebäude um 1820 niedergelegt worden sind, den „Pittinger Hof“ und die Burg des Domkapitels, deren inzwischen niedergelegte Vorburg als „Effertzburg“ bekannt ist und noch einige andere, deren Lage in mehreren Fällen nicht mehr eindeutig festzustellen ist.

Friesheim hat wiederholt bei kriegerischen Auseinandersetzungen und durch Brände große Schäden erlitten, 1591, 1642, 1689 wurden Häuser und Höfe durch Brandstiftung vernichtet. 1703 wurden Häuser und Höfe durch umherziehende Soldaten geplündert. Bei einem Dorfbrand 1759 verbrannten 17 Häuser mit Wirtschaftsgebäuden.

Im Zweiten Weltkrieg trafen im November 1943 alliierte Flieger das Dorf. Bei dem Angriff wurden mehrere Menschen getötet, andere verletzt und mehrere Wohnhäuser beschädigt sowie das Herrenhaus der Weißen Burg getroffen.

Seit 1815 bis zur Entstehung der Stadt Erftstadt 1969 war Friesheim Sitz einer Bürgermeisterei (seit 1927 als Amt bezeichnet). Zu diesem kommunalen Verwaltungsbezirk, der 1800 unter den Franzosen als Mairie eingerichtet worden war, zählten außerdem Borr mit Scheuren und Niederberg. Das Amt blieb auch nach der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen 1946 bestehen.

In Friesheim steht eines der sehr seltenen Fachwerkhäuser des Rheinlandes, in dem die Gefache zwischen den Holzbalken in Zierform mit Feldbrandstein ausgefüllt worden sind. Das fast 400 Jahre alte Gebäude, das heute in einem leuchtenden Rot mit weißen Fugen strahlt, war über 100 Jahre im Besitz der Familie Fuck und wird daher im Ort immer noch „Haus Fuck“ genannt. Mittlerweile gehört das Fachwerkhaus neuen Eigentümern, die in den nächsten Jahren aufwendige Renovierungsarbeiten durchführen möchten, um das Haus in den Urzustand zurückzuversetzen. Bemerkenswert ist, dass das Haus in seiner langen Geschichte die Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts und auch einen Dorfbrand 1759 überstand.

Die Pfarrkirche in Friesheim ist wie die Borrer Kirche dem  Heiligen Martin (Öffnet in einem neuen Tab) geweiht. Der heutige Bau ist nach Plänen des Architekten August Carl Lange (1834-1884) zwischen 1877 und 1878 entstanden.

Bis ins 20. Jahrhundert war Friesheim ein überwiegend landwirtschaftlich ausgerichtetes Dorf. Daneben bildete das Handwerk eine Grundlage für den Broterwerb. Von den früheren Tagelöhnern arbeiteten zunehmend mehr in Liblar im Braunkohletagebau oder verdienten bei der Westdeutschen Maschinenfabrik in Liblar ihren Lebensunterhalt.

Die Infrastruktur wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Straßenausbau, Brückenbauten und den Bau der Kreisbahn Euskirchen-Liblar verbessert. Die 1854 gebaute Landstraße Neuss - Derkum führte durch Friesheim. 1883 schloss sich der Bau der Straße Friesheim - Erp an. Dadurch wurden auch Brückenneubauten erforderlich. 1889 wurde eine steinerne Brücke über den Rotbach in der Nähe der Weißen Burg gebaut. Bei der ersten Zusammenlegung der Ackergrundstücke 1911 bis 1913 wurden Kleinstgrundstücke eines Eigentümers zusammengelegt, so dass es bessere Möglichkeiten zur Bearbeitung der Felder gab. Seit 1904 bezogen die Einwohner nicht mehr das Wasser aus Brunnen oder Pützen, sondern über eine Wasserleitung aus Brühl. 1927 baute die Gemeinde ein eigenes Pumpwerk in den Dämmen am Sportplatz. 1911 erfolgte der öffentliche Anschluss an das elektrische Stromnetz, 1912 wurden die Häuser mit elektrischem Licht versorgt.

Hatte Friesheim um 1800 etwa 820 Einwohner, so lag die Einwohnerzahl im Jahre 1898 bei 1146 Personen, davon waren 1109 Katholiken, 37 waren jüdischen Glaubens.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft lebten in Friesheim 25 Juden, deren Häuser und Wohnungen am 9. November 1938 demoliert wurden. Auch die 1861 erbaute Synagoge fiel dem Pogrom zum Opfer. 1941 wurden die noch in Erp und Friesheim lebenden Juden und einige jüdische Familien aus Lechenich in ein „Judenhaus“ in Friesheim eingewiesen und 1942 wurden sie in Konzentrationslager abtransportiert.

Das 1959 erbaute Schulgebäude löste das Gebäude am Markt von 1835 ab. In dem neuen Schulgebäude ist seit 1970 die Sonderschule für Lernbehinderte der Stadt Erftstadt untergebracht.

Heute hat Friesheim etwa 3.000 Einwohner (Stand 2018). Die Einwohnerzahl hat sich innerhalb von knapp hundert Jahren fast verdreifacht. Neue Baugebiete wurden in den letzten Jahrzehnten in mehreren Phasen erschlossen.

Mit dem Anwachsen der Bevölkerung ging auch eine Veränderung des Erwerbsverhaltens einher. Viele Friesheimer gehen einer Tätigkeit als Angestellter oder Arbeiter in Köln oder den großen Betrieben des Umlandes nach. Ihren Arbeitsplatz können sie dem eigenen Kraftfahrzeug erreichen. Gleichzeitig ging die Zahl der Landwirtschaftbetriebe zurück. Viele der früher selbstständigen Bauern wurden zu Nebenerwerbslandwirten.

Nachdem die Zahl der evangelischen Mitbürger immer größer wurde, baute man 1983 ein evangelisches Gemeindezentrum mit einem Raum für Gottesdienste.

Die Vereine, die sich in der Dorfgemeinschaft zusammengeschlossen haben, tragen mit ihren Veranstaltungen zum Dorfleben bei.

Im Süden von Friesheim hat sich ein 3 Hektar großes Gewerbegebiet entwickelt. Hier hat auch einige namhafte Unternehmen ihren Firmensitz, unter anderem die  Forellenräucherei Wechsler (Öffnet in einem neuen Tab), die international für ihre Spitzenqualität bekannt ist..

Eine Institution mit über die Stadtgrenzen hinausgehendem Wirkungskreis, hat sich mit dem  Umweltzentrum "Friesheimer Busch" (Öffnet in einem neuen Tab) etabliert. Es ist 1998 aus einer Initiative des Umweltnetzwerkes Erftstadt auf dem Gebiet eines ehemaligen belgischen Munitionsdepots entstanden.

Durch das 2006 fertig gestellte Hochwasserrückhaltebecken vor Niederberg ist die jahrhunderte lang bestehende Hochwasergefahr des Rotbaches endlich gebannt.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Friesheim“ von Hanna Stommel / Dieter Hoffsümmer in: Denkmäler in Erftstadt. Aktualisiert 2007)

Wappenbegründung:
Von Schwarz und Silber gespalten; vorn ein silberner Krummstab, hinten ein schwarzer Schlüssel mit aufwärts gerichtetem, abgekehrtem Bart.
Schwarz und Silber sind die Farben von Kurköln zu dessen Territorium Friesheim beim Einmarsch der Franzosen 1798 gehörte. Der Schlüssel ist Symbol für den heiligen Petrus, des Patrons des Erzstiftes Köln. Der Krummstab steht für den Erzbischof.

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