Inhalt anspringen

Stadt Erftstadt

Erp

Der Ort Erp, wahrscheinlich nach einer Siedlung an einem Bach benannt, wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1140 schriftlich erwähnt.

Dort wird er als Erlipen bezeichnet, woraus sich Erl-apa, Erlenbach ableiten lässt.
Doch schon vor seiner urkundlichen Ersterwähnung war Erp besiedelt. Dies zeigen umfangreiche archäologische Funde. In der jüngeren Eisenzeit, der Latènezeit (um 500 vor Chr. bis um Christi Geburt) hat es in Erp bereits eine Siedlung gegeben, auf die Keramikscherben hinweisen. Bei Luftaufnahmen wurden bei Erp Kreisgräber (Urnengräber) entdeckt, auch eine Urne mit Leichenbrand wurde geborgen.
Auf eine größere römische Siedlung verweisen Dachziegel an mehreren Fundstellen, Gräber mit Grabbeigaben sowie das Fragment eines Kultsteins des Heilgottes Apollo Granus. Zahlreich gefundene Nägel und Eisenschlacken belegen einen Eisenverarbeitenden Betrieb, vermutlich eine Nagelschmiede.
Keine schriftlichen Quellen berichten über die Veränderungen von der römischen Zeit bis ins Hochmittelalter, doch ein fränkisches Gräberfeld nördlich des Ortes und der Name Erp, der aus vorfränkischer Zeit stammt, lassen eine kontinuierliche Siedlung vermuten.

Im Mittelalter gehörte Erp zum kurkölnischen Amt und Gerichtsbezirk Lechenich. Die Herren von Schleiden hatten in Erp eine Grundherrschaft, die seit 1402 vom Erzbischof von Köln zu Lehen ging. Mittelpunkt der Grundherrschaft war der Fronhof, genannt Schleidenhof. Die zur Grundherrschaft gehörende Hofkapelle war die St. Laurentiuskapelle.
Außerdem bestanden in Erp zwei geistliche Grundherrschaften, die des Domstiftes und die des Stiftes St. Andreas. Mehrere andere Klöster und Stifte hatten ebenfalls große Höfe, darunter das Kloster Steinfeld, das seit 1539 die Pfarrer in Erp stellte. Der gesamte geistliche Besitz wurde in der Säkularisation (Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon) 1802 enteignet und anschließend verkauft.

In Erp gab es ferner mehrere Adelshöfe und Wasserburgen wie die alte Burg, der Burghof, der Zweiffelshof und der Velbrücker Hof. Sie sind heute verschwunden, die ehemaligen Gräben sind verfüllt und nicht mehr zu erkennen.
Geblieben ist der neben der Kirche gelegene Schleidenhof, der seit 1909 im Besitz der Familie Leser ist. Das Wohnhaus der Burganlage mit einem Gefängnisturm wurde 1746 erbaut.
Wie andere Dörfer, so war auch Erp im Mittelalter mit einem Graben und einer Dorfhecke umgeben. Schon um 1600 war der Graben eingeebnet und die Dorfhecke wies Lücken auf. Die Falder(Tore) waren in den Kriegszeiten zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Zum Schutz des Dorfes hielten die Bürger Nachtwachen. Daran erinnert noch das Wachthaus neben der Kirche.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts kam es zwischen den Nachfolgern der Herren von Schleiden, den Grafen von Manderscheid-Blankenheim, und dem Kurfürsten von Köln zu Streitigkeiten um die Rechte in Erp. Der Streit wurde beigelegt, als im Jahre 1592 Kurfürst Ernst von Bayern dem Grafen Hermann von Manderscheid und Blankenheim mit der Unterherrschaft Erp belehnte. Erp blieb zwar beim Amte Lechenich, doch alle rechtlichen Angelegenheiten, die bisher vor dem Lechenicher Gericht verhandelt worden waren, wurden an das Erper Gericht übertragen. Die dem Grafen zugestandenen Rechte beinhalteten auch die Hochgerichtsbarkeit (Verhängung der Todesstrafe). Die landesherrlichen Steuern behielt der Kurfürst. Trotz heftiger Auseinandersetzungen der Erper mit Graf Hermann, der ihre nachbarschaftliche Rechte der Selbstverwaltung beschnitten hatte, belehnte Kurfürst Ernst 1609 auch dessen Nachfolger Graf Arnold.

Die Grafen von Manderscheid und Blankenheim behielten Erp als Unterherrschaft bis 1780. Nach dem Tode des Grafen von Manderscheid und Blankenheim fiel die Unterherrschaft Erp an den Kurfürsten zurück. Gräfin von Sternberg, die Nichte des Grafen, betrachtete sich als Nachfolgerin und führte einen Prozess gegen den Kurfürsten von Köln, der jedoch nicht mehr entschieden wurde. 1802 wurde der Schleidenhof des Grafen Sternberg als Gut eines reichsunmittelbaren (nur dem Kaiser unterstehenden) Grafen enteignet und 1807 verkauft.

Unter französischer Herrschaft wurden die Verwaltung und das Rechtssystem nach französischem Vorbild umgestaltet. Die Gerichtsrechte der ehemaligen Unterherrschaften wurden 1798 aufgehoben. Als im Jahre 1800 neue Verwaltungsbezirke geschaffen wurden, bildete die Gemeinde Erp mit den Gemeinden Pingsheim und Dorweiler eine Mairie. Sie blieb nach 1815 als Bürgermeisterei bzw. als Amt bestehen. Seit 1878 wurde die Bürgermeisterei Erp von Lechenich verwaltet. 1975 wurden bei der Neueinteilung der Kreise Pingsheim und Dorweiler aus der 1969 gebildeten Stadt Erftstadt ausgegliedert und der Gemeinde Nörvenich zugewiesen.

Im Laufe der Jahrhunderte hatte Erp wiederholt bei kriegerischen Auseinandersetzungen und durch Brände große Schäden erlitten. 1586-1591, 1648, 1689 wurden Häuser und Höfe durch Brandstiftung vernichtet. 1736 wurde die Bevölkerung von einem Dorfbrand getroffen, dem wieder zahlreiche Häuser und Höfe zum Opfer fielen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Erp wegen starker Militärkonzentrationen in der Nähe des Ortes mehrfach bombardiert. Starke Zerstörungen entstanden Ende November 1944 bei einem Bombenangriff. Große Teile des Dorfes lagen in Trümmern und etwa 80 Menschen wurden getötet. Anfang 1945 gab es weitere Bombenangriffe mit Toten und Verletzten. Vor der Einnahme Erps durch amerikanische Truppen Anfang März 1945 war Erp heftig umkämpft.

Mitbestimmend für das Ortsbild ist die Pfarrkirche St. Pantaleon. 1260 wird erstmals eine Kirche in Erp erwähnt, doch gab es mit Sicherheit schon einen Vorgängerbau. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Zum ältesten Bauteil zählt der im Kern spätgotische Turm. Zwischen 1872-1873 wurde die Kirche nach Plänen von Baumeister Schubert erweitert. Durch einen Luftangriff im November 1944 wurde sie schwer beschädigt und zwischen 1949 und 1953 wiederhergestellt.
Im Beinhaus des Kirchhofes fand sich 1899 das wertvolle so genannte „Erper Kreuz“, ein romanisches Kruzifix mit einem gewandeten Christus, das heute im Diözesanmuseum in Köln hängt.
Zum religiösen Leben der Erper Pfarrgemeinde gehört die alle sieben Jahre stattfindende Prozession zur schmerzhaften Muttergottes nach Zülpich, die sich in der dortigen St. Peterskirche befindet. Die 1488 erstmals erwähnte Prozession findet bis heute statt (zuletzt 2006) und hat damit nachweislich eine über 500 Jahre alte Tradition.
Zwei Erper Söhne der Familie Horrichem haben als Steinfelder Patres Bedeutung erlangt. Johannes Horrichem leitete als Abt Norbert ab 1631 das Kloster. Sein Bruder Stephan war seit 1637 Prior des Klosters Reichenstein und wird als Apostel des Venn verehrt.

Das 1959/60 neu errichtete Schulgebäude mit einem Lehrschwimmbecken wurde in mehreren Bauabschnitten vergrößert. Hier werden die Grundschüler aus Erp, Friesheim, Borr und Niederberg unterrichtet.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden durch Straßenausbau und Ende des Jahrhunderts durch die Kreisbahn Euskirchen – Liblar die Infrastruktur verbessert. Sie ermöglichte den Transport landwirtschaftlicher Produkte über Erp hinaus. Der Braunkohletagebau brachte neue Arbeitsmöglichkeiten. Zahlreiche Erper verdienten dort ihren Lebensunterhalt.

Ein wichtiger Fortschritt war 1909 die Einführung des elektrischen Lichtes und 1911 der Anschluss der Häuser an die Wasserleitung. Die erste Flurumlegung 1911 beseitigte die Kleinstparzellen, die mit damals modernen maschinellen Ackergeräten nicht zu bearbeiten waren.

Hatte Erp im Jahre 1801 etwa 750 Einwohner, so ist der Ort heute auf etwa 2.640 (Stand 2018) Einwohner gewachsen. Der Zuwachs begann durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener und setzte sich in den 1970er Jahren fort. Die günstigen Baulandpreise ermöglichten es vielen Familien, dort ein Eigenheim zu bauen. Um den alten Dorfkern sind Neubauten am Ortsrand entstanden.

Erp ist noch landwirtschaftlicher ausgerichtet als andere Orte Erftstadts, wenn auch ein Rückgang der Landwirtschaft nicht zu übersehen ist. Es gibt nur noch wenige Vollerwerbsbetriebe. Mehrere Landwirte haben ihr Ackerland verpachtet, weil ein Nachfolger fehlt. Die noch verbliebenen Landwirte mit überwiegend großen Höfen haben sich auf Anbau von Getreide, Zuckerrüben und Kartoffeln spezialisiert. Der Einsatz modernster Landmaschinen und neuester Techniken ermöglicht es ihnen, ihre Betriebe, teilweise sogar als Nebenerwerb, ohne Personal zu bewirtschaften. Die Mehrheit der Erper arbeitet heute außerhalb des Ortes in Köln oder im Umland.

Weithin sichtbar sind die großen Windkraftanlagen mit über 10 Windrädern, die vor einigen Jahren außerhalb des Dorfes als neue technische Anlagen zur Stromerzeugung aufgestellt worden sind. Das Vereinsleben hat schon im 19. Jahrhundert in Erp eine wichtige Rolle gespielt. Alle Vereine, darunter die über 100 Jahre alte Karnevalsgesellschaft KG 111, sind in der Dorfgemeinschaft zusammen geschlossen. Ihre Veranstaltungen sind ein wesentlicher Bestandteil des dörflichen Lebens.
Die 2011 fertiggestellte Bürgerhalle wurde durch viele ehrenamtliche Helfer der Dorfgemeinschaft errichtet.

Seit 1986 besteht der Arbeitskreis Dorfgeschichte, der die Geschichte Erps seit dem 19. Jahrhundert aufarbeitet und eine umfangreiche Fotosammlung mit Bildern des dörflichen Lebens angelegt hat.
Der Erper Dialekt ist wegen seines rollendend „R“ über einige Jahre von der Bonner Universität untersucht worden. Der Rückgang des Dialektes bei der mittleren und jüngeren Generation führte 1996 zur Einführung eines Arbeitskreises „Erper Platt“ in der Erper Grundschule.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Erp“ von Hanna Stommel/Dieter Hoffsümmer in: Denkmäler in Erftstadt. Aktualisiert 2007)

Wappenbegründung:
In geteiltem Schild, oben in Grün ein goldener, silbergerüsteter Pflug, unten in Gold ein schwarzer, rot bewehrter und rot gezungter Löwe mit rotem fünflätzigen Turnierkragen

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Erftstadt
  • Stadt Erftstadt
  • Stadt Erftstadt
Diese Seite teilen: