Inhalt anspringen

Stadt Erftstadt

Dirmerzheim

Der Ortsname leitet sich von einem fränkischen Personennamen ab und bedeutete Siedlung oder Wohnung des Diormund bzw. Dirmund.

Vermutlich war es ein fränkischer Krieger, der sich dort mit seiner Familie niedergelassen hatte. Die Trümmerstelle einer villa rustica sowie römische Keramikreste in der Gemarkung Dirmerzheim belegen eine Besiedlung schon in römischer Zeit.

1155 wird der Ort erstmals in einer Handschrift des Benediktinerklosters Deutz als „Dirmundsheim“ erwähnt. Um 1293 wohnten 11 Familien in Dirmerzheim, die den Erzbischof von Köln abgabenpflichtig waren. Der Ort gehörte als Honschaft (Vorläufer der Gemeinde) zum  kurkölnischen Amte und Gerichtsbezirk Lechenich (Öffnet in einem neuen Tab). Er war dem Stift St. Aposteln in Köln zu Zehntabgaben und wie alle Honschaften dem Erzbischof und Kurfürsten von Köln zu Diensten („Hand- und Spanndienste“) und Steuerleistungen verpflichtet. Dirmerzheim gehörte zu den Dörfern, die 1642 beim Abzug der Belagerer Lechenichs in Brand gesteckt wurden.

In spätmittelalterlichen Quellen ist ein kurfürstlicher von Wassergräben umgebener Hof am Bach erwähnt, der in der Gemarkung am „Hostert“ lag und in der Säkularisation (Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon) verkauft wurde. Weitere wasserumwehrte Hofanlagen am Bach (heute Brückenstraße) waren der Weiherhof, der Ketzgenshof und die Dirmerzheimer Burg, der heutige Tilmannshof. Die Ursprünge der Burg sind bis ins 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Von der Familie Rost von Dirmerzheim gelangte die Burg in Erbfolge an die Herren von Gymnich, welche sie 1699 an den Abt des Klosters Altenberg verkauften. Das heutige Burghaus wurde 1700 gebaut. Nach der Säkularisation kam die Burg in bürgerlichen Besitz.
Am Rotbach lag auch die Dirmerzheimer Mühle des Hauses Konradsheim, die schon Mitte des 14. Jahrhunderts bestand. Die Mühle ist heute in bürgerlichem Besitz. Der Mühlenbetrieb ist seit 1954 eingestellt.
An der Dirmerzheimer Landstraße neben der Kirche lag ein Hof, der dem Seminar der Norbertiner, das der Abtei Steinfeld unterstand, gehörte. Auch dieser Hof wurde in der Säkularisation verkauft.
Umfangreiche Besitzungen von 70 Morgen Ackerland und Benden (Wiesen) hatte der Orden der Jesuiten in Köln. Nach der Auflösung des Ordens 1773 gelangte der Besitz zuerst an das erzbischöfliche Priesterseminar und nach einem Vertrag zwischen dem Kurfürsten und der Stadt Köln an das Dreikönigsgymnasium.

Von besonderer kulturhistorischer Bedeutung ist die Kirche St. Remigius, deren Außenmauern größtenteils aus dem 11. Jahrhundert stammen und zu einer romanischen Saalkirche gehörten. Im Chorbereich befinden sich an den Chorwänden und im Gewölbe spätgotische Fresken von 1523. Der Fußboden des Chores besteht aus „Plätzton“, das sind Tonplättchen (Brennhilfen in Töpfereien), die in kunstvollen Mustern verlegt sind.
Die Kirche, 1357 erstmals erwähnt, war eine Filiale der Lechenicher Pfarrkirche und gehörte dem Stift St. Aposteln in Köln. Seit 1758 ist Dirmerzheim eine eigene Pfarre.

Als in der Zeit der französischen Herrschaft 1800 Verwaltungsbezirke nach französischem Vorbild geschaffen wurden, kam die Gemeinde Dirmerzheim zur Mairie Gymnich. Nach 1815 blieb Dirmerzheim bei der Bürgermeisterei bzw. seit 1927 beim Amte Gymnich bis zur kommunalen Verwaltungsreform 1969 und der Bildung der Stadt Erftstadt.
Die seit 1830 bestehende Volksschule wurde nach der Schulreform 1970 aufgelöst.

Auch in Dirmerzheim entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts der Braunkohleabbau zum wichtigsten Arbeitgeber. Die Bewohner, meist mit geringem Besitz, die bisher vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, arbeiteten nun in den Braunkohlegruben, vor allem in der Grube Zieselsmaar. Heute arbeitet die Mehrzahl der Einwohner in den nahe gelegenen Industriebetrieben und in Köln.

Dirmerzheim entwickelte sich entlang zweier Straßen, zum einen der heutigen Dirmerzheimer Landstraße, die zeitweise Strubbelstraße hieß, zum anderen entlang der Brückenstraße, der früheren Bachstraße. Mühlenbach und Rotbach flossen in der ehemaligen Bachstraße zusammen, bevor 1936 der Rotbach umgeleitet wurde und seitdem östlich von Dirmerzheim in die Erft fließt und 1969 der Mühlenbach, der durch die Brückenstraße floss, vor Dirmerzheim umgeleitet wurde. Eine wichtige Veränderung der Bachstraße entstand, als das alte Bachbett zur Verlegung von Abwasserkanälen benutzt und anschließend verfüllt wurde. Die heutige Brückenstraße besteht eigentlich aus zwei parallel verlaufenden Straßen, die durch quer verlaufende Wege miteinander verbunden sind. Die mit zwei Baumreihen bepflanzte Grünflache zwischen den beiden Straßen lässt den Bachverlauf noch erkennen. Die Dirmerzheimer Landstraße mit relativ vielen zur Straße hin giebelständigen Häuser ist wenig verändert, wenn auch die Häuser heute meist verklinkert und aufgestockt sind. Im Neubaugebieten außerhalb des alten Ortskerns sind viele Eigenheime entstanden.

Der Ort, der 1799 etwa 480 Einwohner zählte, hat heute etwa 2.200 Einwohner (Stand 2018), deren Vereinsleben geprägt ist durch die Dorfgemeinschaftschaft 1953.

1997 wurde das Gemeindezentrum fertig gestellt, das aus dem Pfarrzentrum und der Bürgerhalle besteht. Es wurde hinter der Kirche auf einem von der Kirche gestellten Grundstück gemeinsam von der Kirchengemeinde und der Stadt Erftstadt errichtet.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Dirmerzheim“ von Hanna Stommel in: Denkmäler in Erftstadt von Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel. Aktualisiert 2007)

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Erftstadt
  • Stadt Erftstadt
  • Stadt Erftstadt
Diese Seite teilen: