Extremwetter erfordert private und öffentliche Schwachstellenanalyse


Bis zum Juli 2021 waren 100-jährige Katastrophen eine statistische und abstrakte Größe. Mittlerweile wissen wir es leider besser. Durch die Erderwärmung sind Phänomene, wie plötzlich eintretender Starkregen, keine seltenen Ereignisse mehr. Der Starkregen am 24.06.2022 in Erftstadt hat, nach der Juli-Flut 2021, ein weiteres Mal ein 100-jähriges Ereignis übertroffen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Starkniederschlagsereignisse häufiger lokal begrenzen (Gewitterzellen) und damit zu einer „punktuellen“ Überlastung des historisch gewachsenen Kanalnetzes in Erftstadt führen können. Was unternimmt die Stadt zum Schutz von Menschen und Infrastruktur?

Erftstadt hat bereits vielfach vorgesorgt: Technische Bauwerke, wie Regenüberlaufbecken, Mischwasserpumpwerke und einige Hochwasserrückhaltebecken an kleineren Nebengewässern leisten bereits ihren Beitrag zum Hochwasserschutz für unterhalb liegende Gebiete. Mit dem, in der Verantwortung des Erftverbands liegenden Hochwasserrückhaltebecken Niederberg, wird eine Pufferung von rd. 1 Millionen Kubikmeter Wasser des Rotbaches gewährleistet.

Starkregenkarte wird erstellt

Insbesondere bei Starkniederschlägen kommt es infolge der Topographie Erftstadts (z.B. am Fuße des Villehangs) und veränderten Bodenbeschaffenheiten zu Außengebietsabflüssen, die in die Kanalisation eindringen und zu einer Überlastung führen können. Die hiervon ausgehende Überflutungsgefahr wird im Rahmen der städtischen Entwässerungsplanung untersucht, da zunehmende Gefahr von extremen Starkregenereignissen droht. Hier gilt es die potentiellen Ursachen ebenso wie die Gefahrenpunkte zu lokalisieren und eine wirksame sowie nachhaltige Prophylaxe zu gewährleisten.

Aufgrund der Vernetzung des Kanalsystems kann die Ursache für eine Überschwemmung an ganz anderer Stelle liegen. Dazu gehören auch die im Zuge der Bebauung verrohrten Nebengewässer, welche zum Teil in das Regenwasser-Kanalnetz integriert sind. Deshalb gibt die Stadt Erftstadt eine Analyse über das Kanalsystem in Auftrag. Diese Analyse wird Ende 2023 bzw. Anfang 2024 abgeschlossen sein.

Vorrangiges Augenmerk liegt dabei auf besonders gefährdeten Einrichtungen (Schulen, Krankenhäuser, usw.) und Infrastrukturen (z. B. Straßenunterführungen) im Stadtgebiet. Diesen Aufgaben stellen sich die Stadtwerke durch die Erarbeitung einer Starkregengefahrenkarte. Sie soll im Jahr 2023 vorliegen.

Am Ende steht aber auch immer die Erkenntnis: Die technischen Möglichkeiten einer wirksamem Hochwasserprophylaxe haben ihre Grenzen! In Extremsituationen wird es trotz aller baulichen Maßnahmen immer auch zu Überschwemmungen kommen.

Starkregengefahrenkarte

Um sich bereits jetzt einen Überblick über Starkregenereignisse zu verschaffen, kann dies auf dem sog. Geoportal NRW unter folg. Link machen:
https://geoportal.de/map.html?map=tk_04-starkregengefahrenhinweise-nrw

Eigentümer:innen sind gefordert

Auch die Bürger:innen können und müssen jetzt Vorsorge treffen. Dort wo Keller und Räume mit Regenwasser vollgelaufen sind, muss sich jeder Eigentümer die Frage stellen, ob es nicht alternative Orte zum Lagern wichtiger Dinge gibt. Vor allem während und kurz nach einem Starkregenereignis sind viele Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen. Auch wenn eine Überschwemmung wie Regenwasser aussieht, so ist es doch auch immer mit Abwasser vermischt. Aufgeschwemmte Abwasserschächte sind ebenfalls nicht sichtbar und deshalb eine potenzielle Gefahr. Größte Vorsicht gilt bei allen Überschwemmungen in Zusammenhang mit elektrischen Leitungen und Geräten. Hier besteht Lebensgefahr.

Informationsangebote:

In Kürze erscheint eine Broschüre der Stadt Erftstadt zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser. Darin werden auch Checklisten enthalten sein, anhand derer eine Ersteinschätzung des individuellen Risikos möglich ist.

Am Donnerstag, 22.09.2022, lädt die Stadt Erftstadt zu einem Informationsabend über den Hochwasser- und Starkregenschutz ein. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Schulaula im Schulzentrum Lechenich (Dr.-Josef-Fieger-Str. 7).