Der Name Blessem, auch „Bledisheim“ oder „Blesheim“ genannt, deutet wie bei anderen Orten mit der Endung -heim auf eine Besiedlung in fränkischer Zeit hin. Vermutlich steckt im Stammwort der Name des Hofbesitzers.
Auf eine noch ältere Besiedlung weisen die Grabungsfunde eines großen römischen Gutshofes (villa rustica) in der Nähe der Erft und der heutigen Burg hin.
Der Ort selbst entwickelte sich um einen Hof, die spätere Burg Blessem, deren Besitzer sich im 14. Jahrhundert von Bledisheim nannten. Die Burg war dann bis Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz der Familie Scheiffart von Merode zu Bornheim. Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte sie 1696 durch Verkauf an das Kölner Dominikanerkloster. In der Säkularisation (Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon) erwarb die Familie Meyer 1808 das Anwesen, deren Nachkommen noch heute die Anlage gehört.
Die Bewohner des Dorfes zählten zur Lechenicher Bürgerschaft. Da sie außerhalb der Stadtmauern wohnten, wurden sie als Außenbürger bezeichnet. Sie waren meist Kleinbauern mit geringem Grundbesitz, die neben Grundpachten und Zehnten auch landesherrliche Steuern entrichteten.
Als unter französischer Herrschaft neue Verwaltungsbezirke nach französischen Vorbild geschaffen wurden, gehörte Blessem weiter zu Lechenich. Der Ort blieb bei Lechenich bis zur kommunalen Verwaltungsreform und der Bildung der Stadt Erftstadt 1969.
Durch den Bau der Kreisbahn Euskirchen-Liblar im Jahre 1895 erhielt Frauenthal (Liblar-Frauenthal) eine Bahnstation, die von den Blessemern zum Transport ihrer landwirtschaftlichen Produkte genutzt wurde. Die Zusammenlegung der Anbauflächen in den 1920er Jahren war ein Fortschritt für die Landwirtschaft. Sie ermöglichte erst den Einsatz moderner landwirtschaftlicher Maschinen.
Eine wirtschaftliche Verbesserung war für viele Blessemer die Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Intensivierung des Braunkohleabbau. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit in den Gruben und Brikettfabriken. Die eigene kleine Landwirtschaft betrieben sie weiter für ihren Eigenbedarf.
Die Landwirtschaft hat heute an Bedeutung verloren. Es gibt nur noch drei Landwirte in Blessem. Der Reitsport hat in Blessem mit drei Reitställen stark zugenommen. Die Berufstätigen sind überwiegend Pendler zwischen ihrem Wohnort und ihrem Arbeitsplatz in Köln und in der näheren oder auch ferneren Umgebung.
Jahrhunderte lang war die Kapelle in Heddinghoven bei Lechenich die zuständige Kirche für die Blessemer. In Heddinghoven beerdigten sie auch ihre Toten, bis sie 1909 einen eigenen Friedhof erhielten. Nachdem 1869 für die Kapelle in Frauenthal ein Rektorat angestellt worden war, besuchten die Blessemer dort den Gottesdienst. Von 1923 bis 1961 war Frauenthal selbstständiges Pfarr-Rektorat für Blessem und Frauenthal. 1961 wurde für das Dorf eine eigene Kirche gebaut.
Das Schulgebäude in Blessem von 1878/1905 wurde 1966 durch einen Neubau ersetzt, der nur wenige Jahre als Schule diente. Heute ist dort ein Kindergarten untergebracht.
Die durch das regelmäßig auftretende Hochwasser der Erft entstandenen Schäden, die nach der Begradigung der Erft nur unzureichend verhindert werden konnten, sind nach dem Ausbau des Erftbettes in den 1960er Jahren nicht mehr zu befürchten.
Um den alten Ortskern sind neue Wohngebiete, vor allem seit den 1960er Jahren, entstanden. Durch den Zuzug vieler Neubürger ist Blessems Bevölkerung stetig gewachsen. Hatte der Ort 1801 etwa 200 Einwohner, so sind es heute etwa 1.900 Einwohner (Stand 2018)
Zu Blessem gehörte auch die kleine Siedlung Frauenthal. Der Ursprung dieser Siedlung basiert auf einer Klostergründung der Zisterzienserinnen im 13. Jahrhundert. Heute ist vom Kloster nur noch die Kapelle St. Maria Immaculata erhalten.
In Frauenthal liegt das Krankenhaus der Stadt Erftstadt. Das 1868 gegründete Marienhospital ist eine Stiftung der Eheleute Münch. Bis heute ist das Krankenhaus eine wichtige Einrichtung für die medizinische Versorgung der Bevölkerung.
(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Blessem“ von Hanna Stommel in: Denkmäler in Erftstadt von Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel. Aktualisiert 2007)